Die dritte Säule wird digitaler
Von Sandra Willmeroth
Die neuen Anbieter heissen «Yuh», «VIAC» oder «Frankly» und wollen spielerisch zum Sparen animieren. Mit eigens dafür entwickelten Apps lassen sich Anlageverträge für die 3. Säule nun auch auf dem Laptop oder mit dem Handy abschliessen und verwalten. Damit erhält die private Vorsorge mehr Aufmerksamkeit von der jüngeren Generationen – und das macht Sinn. Denn angesichts der Herausforderungen, vor denen die erste und die zweite Säule des schweizerischen Vorsorgesystems stehen, wird vor allem für die jüngeren die eigene Vorsorge für den Erhalt des gewohnten Lebensstandards im Alter immer wichtiger.
Die neuen Vorsorge-Apps – sei es für das Handy oder integriert im Onlinebanking der Bank – sind einfach aufgebaut und intuitiv erfassbar. Eine Beratung erfolgt bei den digitalen Lösungen auf spielerische Art, farbenfroh und interaktiv, mit Robo-Advisoren und putzigen Chatbots. Wobei hinter den bunten Apps oft auch wieder altbekannte Adressen stehen. So ist beispielsweise Frankly eine Applikation der Zürcher Kantonalbank und VIAC der digitale 3a-Auftritt der Bank WIR. Hingegen ist Descartes ein Produkt der Unabhängigen Vorsorgestiftung Zürich (UVZH) mit einem Fokus auf nachhaltiges Investieren, und auch Finpension, ein Startup zweier ehemaliger Banker, ist bankenunabhängig.
Der grösste Pluspunkt der digitalen Vorsorge-Apps sind die tiefen Gebühren. Doch hinten raus bleibt eigentlich alles gleich. Auch bei einem Abschluss über das Handy wandert das Geld des digitalen Sparers in die gleichen Produkte wie im analogen Fall. Zur Auswahl stehen 3a Konten, die das Geld nur verwahren und sehr wenig Zinsen dafür zahlen und 3a Fonds, die das Geld an den Finanzmärkten investieren. Das Angebot an 3a-Fonds ist mit mehr als 160 Produkten umfangreich und lässt sich grob in aktiv gemanagte Fonds und passiv strukturierte Fonds (Indexfonds oder ETF) differenzieren. Aktiv verwaltete Portfolios sind nach unterschiedlichen Risikoprofilen aufgebaut. Dabei gilt der Grundsatz: Je höher der Aktienanteil, desto höher das Risiko – aber auch die Chancen auf eine überdurchschnittliche Rendite.
Passive Fonds hingegen bilden die Entwicklung eines bestimmten Indexes nach, beispielsweise des Schweizer Leitindexes SMI oder speziell für ein spezifisches Produkt strukturierte Indizes. Sie gewinnen oder verlieren immer eben so viel, wie der zugrunde liegende Index. Das macht weniger Aufwand im Management des Portfolios, daher verlangen die passiven 3a-Produkte entsprechend noch weniger Gebühren.
Wer nicht nur fürs Alter sparen, sondern auch eine Lebensversicherung benötigt, kann statt eines 3a-Kontos oder 3a-Fonds auch eine 3a-Lebensversicherung bei einer Versicherungsgesellschaft abschliessen. Früher galten diese Verträge als teuer und unflexibel, doch auch hier ist das Angebot breiter und bedürfnisgerechter geworden. Dennoch kostet der Risikoschutz für Invalidität oder Tod stets einen Aufpreis. 3a-Policen sind somit unter dem Strich meist teurer als 3a-Konten oder 3a-Fonds.